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Die Gasbohrung im Landkreis - Was gibt es neues?

Ungeachtet heftiger Widerstände*1 seitens der Bevölkerung im Landkreis und in ganz Bayern lässt die Genexco-Gas-GmbH das gepachtete Gelände in Reichling für eine Probebohrung vorbereiten. Bisher wurden Bäume gefällt und der Boden abgeschoben. Als nächstes eine fußballfeldgroße Fläche betoniert, damit keine Giftstoffe in den Untergrund gelangen können. Der Probebohrung mit 35 m hohem Bohrturm beginnt voraussichtlich Anfang 2025. 

Die Probebohrung konnte nicht verhindert werden, aber die Proteste gegen die Förderung klimaschädlichen Erdgases werden weitergehen und sich auf die Hauptbohrung und weitere Probebohrungen fokussieren. 

Mehr Infos zu Hintergründen und zur Petition hier!

*1 Wer organisiert den Protest?

In der ”Koa-Gas-Bewegung“ haben BUND Naturschutz, Greenpeace, Fridays for Future, die Bürgerinitiative Reichling/Ludenhausen, Umweltinstitut München u.a. in den letzten Monaten gemeinsam Informationsveranstaltungen angeboten und Protestaktionen durchgeführt, zum Beispiel das Klima-Camp an der Bohrstelle oder das Koa-Gas-Fest in Dießen.

Erst wenn die Probebohrung in Reichling genügend hochwertiges Gas erbringt, stellt die Genexco Gas GmbH den Haupt-Antrag auf Förderung, in dem sie darlegen muss, mit welchen Mitteln und Methoden das Gas aus dem Gestein gelöst wird.

Laut einer Pressmitteilung des kanadischen Investors MCF hat deren Tochterfirma Genexco bereits das Gelände für eine weitere Probebohrungen gepachtet. Wo, ist nicht bekannt, es liegt im Aufsuchungsgebiet Lech-Ost, welches sich westlich von Reichling, bis in die Ortsteile Wengen und St. Georgen in Dießen, also bis kurz vor den Ammersee erstreckt.

Es wäre sehr wichtig, dass die Lage der neuen Bohrung rechtzeitig bekannt wird, damit nicht wieder, wie in Reichling, Tatsachen geschaffen werden, ohne die Bürger einzubinden und ihre Einwände und Sicherheitsbedenken*2 ernst zu nehmen. 

 

Am 28.10. Hat die Genexco Gas GmbH, mit monatelanger Verzögerung, zu einem Bürgerdialog in Reichling eingeladen. 

Dort beschrieb der Geologe und Geschäftsführer Peter Eckart Oehms die Technik der Bohrung.  Dennoch konnte oder wollte er einige kritischen Fragen*3 der Anwesenden nicht befriedigend beantworten. Der Jurist Daniel Juergensen wurde nicht müde zu versichern, dass alles nach strengem deutschen Recht geschehe und durch diverse Vorkehrungen keine Gefahr für die nahen Häuser, den Trinkwasserbrunnen und das Naturschutzgebiet der Gemeinde Reichling bestehen. Die Mehrheit der Zuhörer blieb skeptisch.

Für viele Teilnehmer überraschend kam die Ankündigung des Reichlinger Bürgermeisters Johannes Hintersberger (CSU), Industrie in Reichling ansiedeln zu wollen, damit das Gas abgenommen wird. Zudem stellten er und Oehms in Aussicht, in 10– 15 Jahren, wenn das Gas ausgebeutet ist, Thermalwasser statt Gas zu fördern. Dieses würde in ein Wärmenetz eingeleitet werden. Damit sich Geothermie in der gering besiedelten dörflichen Umgebung lohnt, soll das Wärmenetz mehrere Orten umfassen. Ein solcher Netzausbau wird sehr teuer, aber vielleicht kann die bis dahin angesiedelte Industrie ja das Heißwasser abnehmen. 

 

*2 Was spricht gegen neue Gasbohrungen?

Klimaneutralität in 16 Jahren?

• Nach dem Bayerischen Klimaschutzgesetz soll der Freistaat in 16 Jahren klimaneutral sein. Weitere Investitionen in fossile Energien sind kontraproduktiv, selbst wenn das Gas als notwenige Brückentechnologie angepriesen wird.

Genügend Gas durch bestehende Verträge vorhanden

• Die Bundesregierung hat langfristige Verträge über die Lieferung von LNG-Gas vor allem mit nordeuropäischen Firmen geschlossen, das auch abgenommen werden muss. Es gibt also genügend Gas. Das mit großem Aufwand neu geförderte Bayerische Erdgas kommt on Top und verzögert das Erreichen der Klimaneutralität.

Keine Förderabgabe für Gas - Ausbeutungsgewinne gehen ins Ausland

• Der Freistaat Bayern fordert keine Förderabgabe. Andere Bundesländer, z.B. Schleswig-Holstein erheben Abgaben von 12% auf den festgestellten Marktwert des Gases. Bisher weigert sich das Wirtschaftsministerium trotz Anträgen und Anfragen seitens der Grünen eine Abgabe zu verlangen und subventioniert somit massiv die Förderung des klimaschädliches Erdgases. Die Gewinne der Förderung fließen größternteils an die Kanadische Investmentfirm MCF, die hinter Genexco und Genexco Gas steht.

Jede Bohrung birgt Risiken

• Jede Tiefenbohrung birgt im Falle eines Unfalls Risiken für die umgebende Natur und die Bevölkerung vor Ort, zum Beispiel können das Trinkwasser und nahe Gewässer kontaminiert werden, oder es gibt Unfälle mit LKWs, die giftige Bohrschlämme abtransportieren. Es ist nicht gerechtfertigt dieses Risiko für eine veraltete klima- und umweltschädliche Technologie einzugehen, zumal der Profit weder dem Land noch den Bürgern zukommt.


*3 Der Bürgerdialog in Reichling

• Es wurde klar, dass das Trinkwasser-Notfallkonzept im Notfall eine rechte Zumutung (Tanklastwagen oder neue Brunnenbohrung) für die Reichlinger Bürger würde. 

• Das Erdgas zischt nicht nur durch hohen Druck im Untergrund in die Höhe, es soll auch Salzsäure in den Boden gepumpt werden. 

• Unklar blieb, wie das Gas abtransportiert wird, da die Grundstücksbesitzer rund um den Bohrplatz bisher ihr Gelände nicht für den Bau von Rohrleitungen zur Verfügung stellen wollen. 

• Dass der Gemeinde Reichling Gewerbesteuer in nennenswerter Höhe zukommt, ist mehr als zweifelhaft. 

• Von einer Probebohrung im Gebiet Lech-Ost, ein Gebiet das von der „Genexco“, einer 100%igen Tochterfirma der MCF, ausgebeutet werden kann, weiß Peter Oehms nichts, obwohl er bis vor wenigen Monaten auch deren Geschäftsführers war.


Gasbohrung: Informationsveranstaltungen in Dießen /Pflugdorf und Rott

Große Resonanz und wachsende Besorgnis

Im August fanden drei Informationsveranstaltungen zu den geplanten Gasbohrungen in der Region zwischen Lech und Ammersee statt. Organisiert wurden sie von der Kreisgruppe Landsberg des BUND Naturschutz und der Bürgerinitiative Reichling-Ludenhausen.

Die Veranstaltungen in Rott (8.8.) mit rund 80 Teilnehmenden, Dießen (13.8.) mit etwa 60 Anwesenden und Vilgertshofen (22.8.) mit rund 80 Bürger:innen zeigten das große Interesse und die Besorgnis der Bevölkerung.

Kasimir Buhr, Referent für Energie und Klima beim BN, informierte in seinem Vortrag über die Konzessionsgebiete „Lech“ und „Lech Ost“. Er erläuterte, wer hinter den geplanten Bohrungen steht, den aktuellen Stand der Genehmigungsverfahren und mögliche Auswirkungen auf Wasser und Natur im Raum Reichling. Da es in dieser Region kein Gasverteilnetz gibt, könnten die Anwohner:innen das geförderte Gas nicht direkt nutzen. Auch eine spätere Nutzung der Bohrungen für Geothermie sei aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte und der damit verbundenen Wirtschaftlichkeit nicht realistisch.

Die Vertreter der Bürgerinitiative Reichling-Ludenhausen, Franz Ostenrieder und Birgit Ertl, berichteten von den Herausforderungen ihres Engagements. Zu Beginn sei es kaum möglich gewesen, an relevante Informationen zu gelangen. Erst durch die Zusammenarbeit mit Greenpeace und dem BUND Naturschutz sei ein Informationsfluss in Gang gekommen. Besondere Sorge bereitet der Bürgerinitiative die mögliche Gefährdung des Trinkwasserschutzgebietes und des nahe gelegenen FFH-Gebietes, beide nur wenige hundert Meter von der geplanten Bohrstelle entfernt. Sogar die ersten Häuser von Reichling sind in Sichtweite.

Franz Ostenrieder, ehemaliger Mitarbeiter im Katastrophenschutz der Stadt München, kritisierte das Fehlen von behördlichen Gefährdungsabschätzungen und Notfallplänen. Die geplante Erkundungsbohrung soll bis in eine Tiefe von 3.000 Metern gehen. Dafür wird täglich eine große Menge Wasser benötigt, das mit Tankwagen angeliefert werden soll (20.000 Liter pro Tag). Es ist jedoch noch unklar, woher dieses Wasser stammen wird. Der entstehende Bohrschlamm muss anschließend durch die Dörfer zur Entsorgung abtransportiert werden.

Ostenrieder und Ertl betonten, dass auch in anderen Gemeinden Bürgerinitiativen gegründet werden sollten, da ihre Initiative bereits mit lokalen Gesprächen (Rathaus, Bürger:innen) und vor allem mit den wichtigen Kontakten zu Grundbesitzern voll ausgelastet sei. Denn ohne Zustimmung der Grundeigentümer kann weder gebohrt noch der Abtransport organisiert werden.

Zuletzt lieferten sich einige Parteivertreter einen Schlagabtausch bei “Jetzt red I” im ARD.  


Gasbohrung: Infoveranstaltung und Demo in Reichling

Da die Gemeinde dem Wunsch von Bürger*innen nach einer Infoveranstaltung zum Projekt noch immer nicht nachgekommen ist, lud eine lokale Bürgerinitiative für den Abend des 28.6. zum Austausch im Pfarrheim Reichling ein. Ca. 150 Personen sind dem Aufruf der Bürgerinitiative gefolgt. Der Referent Dipl.-Ing. Ebeling gab Einblicke in den Ablauf derartiger Bohrungen und erläuterte mögliche Gefahren und Vorkommnisse, die vor allem für Norddeutschland Relevanz besitzen. Die örtlichen Gegebenheiten sind hier tatsächlich grundverschieden und dehalb ein Vergleich nur schwer möglich. Trotzdem gilt es ein derartiges Vorhaben genau abzuwägen und eventuelle Gefahren im Vorhinein zu bewerten.

Etwa 100 Menschen haben am 4.7.2024 nahe  Reichling gegen die Probebohrung nach Gas demonstriert. Zu der Versammlung hatten die örtliche Bürgerinitiative Reichling-Ludenhausen, Greenpeace Bayern und der BUND Naturschutz aufgerufen.

„Dieses Projekt ist völlig aus der Zeit gefallen!“ erklärt Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BUND Naturschutz in Bayern. „Bayern muss schnellstmöglich klimaneutral werden, das führen uns auch die immer häufigeren Extremwetter-Ereignisse deutlich vor Augen. Um das von der Staatsregierung gesteckte Ziel der Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen, müssen wir unsere Energie darauf verwenden, den Gasverbrauch zu senken, statt neue Quellen zu erschließen und nicht noch mehr zu verbrennen!“

Inzwischen hat auch die deutsche Umwelthilfe angekündigt das geplante Gasprojekt in Reichling rechtlich überprüfen zu lassen. Näheres lesen Sie hier im Artikel des Kreisboten. Kritik und Zweifel gibt es auch an der Sinnhaftigkeit zur Förderung der prognostiziert geringen Gasmengen und an dem Umgang der betroffenen Gemeinde mit der Gesamtthematik. Link zum Kommentar im Kreisboten.


Keine Gasbohrung in Reichling!

Die Firma Genexco Gas plant östlich von Reichling (siehe Karte) nahe am Wasserschutzgebiet der Gemeinde eine neue Bohrung nach Erdgas. Erdgas ist ein fossiler Energieträger, bei dessen Verbrennung in Heizungen und Kraftwerken Kohlendioxid entsteht, welches der Hauptverursacher für den Klimawandel ist.

Bayern hat sich verpflichtet, bis 2040 klimaneutral zu sein. Um dieses Ziel einzuhalten, muss das Land schnellstmöglich aus fossilen Energieträgern wie Erdgas aussteigen. Jetzt neue Gasquellen zu erschließen, die dann mehrere Jahrzehnte genutzt werden sollen, geht in die falsche Richtung, insbesondere, da schon das Ziel 2040 zu spät ist: Um die Erderhitzung wie im Pariser Klimaschutzvertrag vereinbart auf 1,5 Grad zu begrenzen, fordert der BUND Naturschutz Klimaneutralität bis 2035.

Die Priorität muss darum auf dem Ausbau erneuerbarer Energien liegen, insbesondere im Wärmesektor. Denn viele Haushalte heizen noch mit Erdgas und brauchen schnellstmöglichst Planungssicherheit und Unterstützung bei der Umstellung auf erneuerbare Wärme. Klimafreundliche Techniken (wie z.B. auch Geothermie) haben in Bayern großes Potential und machen die Verbraucher*innen unabhängig von immer teurer werdenden fossilen Energien.

Geothermie nach Gasförderung?

Genexco Gas verspricht der Gemeinde, dass durch die Bohrung nach Erdgas auch die Möglichkeit zur Geothermienutzung bestünde. Damit wird der Erdgasförderung ein grünes Mäntelchen umgehängt. Ob die tiefe Geothermie in Reichling wirklich umgesetzt werden kann, ist aber sehr fraglich. Es ist unklar ob hier ausreichend Wasser in der großen Tiefen verfügbar ist. Bei der Erkundungsbohrung für Geothermie bei Weilheim scheiterte das Projekt bisher genau daran.

Aufklärung über Risiken!

Der BUND Naturschutz in Bayern kritisiert darüber hinaus die Informationspolitik zum Gasprojekt in Reichling. Die Anwohner*innen hätten von Anfang an transparent über den Umfang des Projektes und mögliche Risiken für die Wasserversorgung und die Umwelt aufgeklärt werden müssen. Eine Infoveranstaltung, in der umfassend und neutral über das Projekt und dessen Auswirkungen aufgeklärt wird, steht weiterhin aus. Dabei sind die Sorgen vor einer Verschmutzung der Reichlinger Wasserversorgung, des Bachrunzlbachs und des Lechs bei einem Unfall sehr wohl berechtigt.

Verschleierung der Größenordnung des Projekts!

Es wird nämlich zunächst nur die Erkundungsbohrung betrachtet. Die Auswirkungen der geplanten Gasförderung werden ausgeklammert. Dies verschleiert die Größenordnung des Projektes und die damit verbundenen Veränderungen und Risiken, insbesondere im Hinblick auf die Wasserversorgung. Denn eine Verschmutzung des Grundwassers und des Lechs bei einem Unfall sind nicht auszuschließen. Trotzdem verzichten die Behörden derzeit auf ein anfangs gefordertes hydrogeologisches Gutachten. Ebenso verweigert uns das Bergamt derzeit weitere Auskünfte mit dem Hinweis auf ein laufendes Verfahren. Transparenz sieht anders aus!

Sollte die Probebohrung erfolgreich sein, werden sich vermutlich weitere Bohrungen anschließen: Die zwischenzeitlich von der kanadischen Firma MCF Energy aufgekaufte Firma Genexco hat die Erlaubnis im gesamten Bereich zwischen Ammersee und Lech ( Aufsuchungsgebiet "Lech-Ost") weitere Bohrungen zur Erkundung von Gasvorkommen durchzuführen. (ungefähres Konzessionsgebiet siehe Karte)

Was wären die Folgen und welche Veränderungen beträfen das bäuerlich geprägte und landschaftlich attraktive Gebiet zwischen Lech und Ammersee, ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf unser Klima?

Viele ungelöste Fragen und unbedachte Risiken stehen im Raum und bedürfen der Beantwortung!

Peter Satzger: „Wir als BUND Naturschutz sind nach aktueller Faktenlage der Meinung, dass dieses Projekt nicht mehr zeitgemäß ist und deswegen beendet werden sollte bevor es überhaupt begonnen wird."