Die Energiewende im Landkreis Landsberg
Die Energiewende ist die notwendige Transformation unseres Energiesystems, sie ist der Wechsel von Erdgas, Erdöl, Kohle und Atomkraft zu einer nachhaltigen, umwelt- und naturfreundlichen Energieversorgung auf Basis von Erneuerbaren Energien. In kürzester Zeit haben wir uns an weitläufige Felder mit PV-Modulen gewöhnt, bei Neubauten ist die Wärmepumpe inzwischen Standard und Elektroautos werden immer mehr. Wir stecken bereits inmitten eines notwendigen Wandels der auch unsere Landschaft verändern wird.
Dieser Wandel wird nicht ohne Reibung verlaufen und neue Fragestellungen zu Artenschutz und Flächenverbrauch aufwerfen. In den folgenden Abschnitten stellen wir Ihnen Projekte und Veranstaltungen im Landkreis zum Thema Energie vor, bei denen wir mitwirken durften.
Windvorranggebiet Region 14
Im Moment finden die Planungen zur Ausweisung von Windvorranggebieten in Bayern statt. Hier werden unter vorrrangiger Berücksichtigung von Gebieten mit guter Windhöffigkeit (mittlere Windgeschwindigkeit ab 5,5 m/s in 160 m Höhe) Flächen bestimmt, die sich wirtschaftlich besonders für Windräder eignen. Dabei sind Artenschutz, Topografie der Landschaft, Nähe zu bewohnten Flächen und Abstände zu Infrastruktur begrenzende Parameter. Der BUND Naturschutz hat sich hier mit örtlicher Fachkenntnis zum Arten- und Landschaftsschutz eingebracht.
Am 17.07.2024 hat der BUND Naturschutz mit LBV, LENA, Klima³ und die Klimalobby zu einem Informationsabend zum Thema „Windenergie am Ammersee“ in die Räumlichkeiten des Vereins Füreinander in Utting eingeladen.
Nachdem Peter Satzger, Kreisvorsitzender des BUND Naturschutz, die zahlreich erschienen Zuhörer begrüßt hatte, hielt Andreas Weigand, Geschäftsführer von Klima3 den ersten Vortrag.
Wenn der Landkreis Landsberg seine Energie vor Ort produzieren will, müssten etwa 50 Windkraftwerke und ca 280 ha Photovoltaikflächen errichtet werden, erklärte Weigand und erläuterte Planungsabläufe und Genehmigungsverfahren für Windräder sowie Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung.
Erreichung der gesetzlichen Ziele von 80% erneuerbarer im Bruttostromverbrauch des Landkreis Landsberg möglich?
50 Windkraftanlagen
zusätzlich
ca. 280MW aus PV
zusätzlich
2 Geothermiekraftwerke
zusätzlich
Kein Landkreis kann sich zu jeder Stunde eines Jahres selbst versorgen. Dennoch sollten Potenziale vor Ort ausgeschöpft werden, sonst verlassen wir uns auf andere bzw. lagern Nachteile aus.
führt Andreas Weigand von KLIMA³ aus.
„Windanlagen stellen immer einen Eingriff in Ökosysteme dar“, referierte anschließend Andreas Zahn, Artenschutzbeauftragter des BUND Naturschutz: „Aber der Klimawandel, verursacht durch die Verbrennung fossiler Energie schädigt Tier- und Pflanzenarten in weit größerem Ausmaß.“ Die Herstellung von grünem Strom durch Windkraft, sei deshalb vertretbar – aber nur bei kluger Standortauswahl: Gebiete mit einer hohen Dichte an schützenswerten Vogelarten und Fledermäusen sollten zum Beispiel nicht in Betracht kommen.
Durch Windkkraftanlagen gefährdete Arten
Damit weniger Greifvögeln, besonders Rotmilane, und Fledermäuse an den Rotorblättern zu Tode kommen, sind moderne Windräder mit Frühwarnsystemen ausrüstbar. Auch sei es hilfreich, Windkraftanlagen abzuschalten, wenn auf angrenzenden Wiesen und Äcker geerntet wird.
Der Planungsverband München hat auch am Höhenrücken westlich des Ammersees eines von 22 Windvorrang-Gebieten ausgewiesen. Peter Satzger, Kreisvorsitzender des BUND Naturschutz Landsberg zeigte, wo sich dieses auf Dießener, Uttinger und Finniger Flur nach derzeitigem Planungsstand befindet. Bei einer Begehung des Gebietes hatten Mitglieder der Ortsgruppen festgestellt, dass sich die Teile des Geländes, die von Bächen und Gräben durchzogen und mit Mischwald bewachsen sind, nicht eignen. „Es gibt aber genügend Bereiche wo Fichten-Monokuturen und Intensiv-Grünland vorherrschen“, erklärte Peter Satzger: „Hier können wir uns durchaus einige Windanlagen vorstellen, zumal diese bereits durch Straßen und Wege gut erschlossen sind.“
Ortsbegehung Planungsgebiet
Windkraftanlagen werden erfahrungsgemäß von den Bürgern eher akzeptiert, wenn die Gemeinden sie selber mit möglichst großer Bürgerbeteiligung finanzieren und betreiben (die Gewinne fließen an Bürger und Gemeinde!) anstatt alles auswärtigen Investoren zu überlassen, betonte Peter Satzger.
Während die Dießener Vorrangflächen fast ausschließlich den Staatsforsten gehören, gibt es auf der Uttinger Fläche 120 Privatbesitzer. Florian Hoffmann, Bürgermeister in Utting, warf ein, dass er mit den Eigentümern ins Gesprächen kommen und die Chancen für den Bau von Windkraftanlagen ausloten wolle.
Die abschließende angeregte, aber immer sachliche und konstruktive Diskussion wurde von Dr. Peter Koch von LENA (Landsberger Energie Agentur) moderiert und geleitet.